von Harju Maakond
•
26 Aug., 2021
Bildung wird in der modernen Zivilisationsgeschichte als ein Grundstein von Wissen und Erfolg angesehen. Leider bilden Bücher über die Kunst des Handelns auf Märkten hier eine gewisse Ausnahme, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine Schimpanse, den man schult mit Darts auf eine Scheibe mit Aktiennamen zu werfen eine größere Erfolgsquote hat. Vor zwei Jahren versenkte ich mehr als die Hälfte meiner gesamten Trading Bibliothek in einem Müllcontainer und behielt nur ein paar wenige Glanzwerke aus der Goldenen Zeit der Technischen Analyse. Diese ist um die Mitte des letzten Jahrhunderts anzusiedeln. Immer wieder ist es verwunderlich, dass Handelsansätze wie bekannte Chartformationen, Trendlinien oder Indikatoren von der Masse der Retail Trader kritiklos übernommen werden, obwohl mehr als 95 % damit Verluste erleiden. Rechnet man Trader dazu, die anderen weltfremden Ansätzen folgen, dann erhöht sich diese Zahl weiter. Bei meinen wenigen Besuchen auf Trading Veranstaltungen lernte ich sogar einmal einen Astrologen kennen, der von professionellen Börsenhändlern konsultiert wurde, die das irdische Geld anderer Leute verwalten und nach Signalen aus dem außerirdischen Raum suchen. Aber es ist nicht nur beim Trading so. In der Medizin wurden Krankheiten über Jahrhunderte hinweg mit Aderlässen bekämpft, die eher den Tod herbeiführten als zu heilen. In den Schweizer Alpen fanden vor gut 150 Jahren noch Hexenprozesse statt. In Bezug auf Vorstellungen und Erwartungen liegt die Masse immer mehrere Generationen zurück. Eine logische Kette unumstößlicher Tatsachen würde für diese unfassbar sein. Auf die Technische Analyse bezogen kann man sagen, dass den größten Kursbewegungen immer Chartbilder vorausgehen, die von der Masse der technisch orientierten Trader besonders leicht erkannt und dann falsch interpretiert werden. Als ich vor 30 Jahren damit begann mich mit klassischen Chartmusterns zu beschäftigen übten diese eine gewisse Faszination auf mich aus. Es waren keine Untersuchungen bekannt, die die hohe Verliererquote von Charttradern zeigen. Aber selbst als ich später davon wusste, beeinflussten ehemals erlernte Muster mich so sehr, dass ich mich zunächst nicht davon lösen konnte.